In Wien haben sich wieder dutzende Menschen versammelt, um wie jeden Freitag für Klimagerechtigkeit zu streiken. Auch Kinder waren bei der lebhaften Aktion mit dabei. Ein aktivistisch-teilnehmender Bericht #FridaysForFuture #ClimateStrike
Am Freitag, 11.01.2019, versammelten sich ca. 60 Menschen zum vierten Mal am Held*innenplatz in Wien, um ihren Unmut und Protest gegen die klimafeindliche und umweltzerstörerische Politik der Regierungen auszudrücken und für Klimagerechtigkeit ihre Stimme zu erheben.
Die Atmosphäre bei der Reiterstatue, ganz in der Nähe des temporären Parlamentstagungsortes war sehr ausgelassen und lebhaft. Während wir auf dem Platz mit Protestschildern aufgereiht standen, wurden ständig Parolen gerufen. Etwa „No more coal, no more oil! Keep the carbon in the soil!“ (Keine Kohle und auch kein Erdöl mehr, lasst den Kohlenstoff in der Erde). Oder in einem Dialog zwischen einem jungen Mann*, der Parolen vorgab und der Menge, die darauf antwortete: „What do we want? Climate justice! When? Now! Whose future? Our future“ (Was wollen wir? Klimagerechtigkeit! Wann? Jetzt! Wessen Zukunft? Unsere Zukunft!).
Nach der Melodie eines bekannten Demoliedes („Wehrt euch! Leistet Widerstand! Gegen den Faschismus/Sozialabbau im Land!“) wurde von den Aktivist*innen gemeinsam ein Lied angestimmt. Unter den Dirigent*innenkünsten eines Aktivisten sogar im Kanon: „Hey ho, take me by your hand. Strong in solidarity we stand. Fight for climate justice, fight for climate justice!“ (Nimm mich bei deiner Hand. In Solidarität sind wir stark. Kämpfen wir für Klimagerechtigkeit). Auch um uns in der klirrenden Kälte aufzuwärmen, zogen wir von Zeit zu Zeit dann im Kreis gehend oder in Schlangenlinien über den Platz und riefen lautstark unsere Parolen. Unter „Wer nicht hüpft, der ist für Kohle!“-Rufen wurde sich auch hüpfend fortbewegt.
In der Nähe von der Demonstration hatten die Organisator*innen ein paar Tische mit Stühlen aufgestellt. Wie es in der Ankündigung für die Aktion heißt, war der Gedanke, dass vorbeikommende Passant*innen die Gelegenheit haben sollten, mit uns über das Thema Klimawandel und Klimagerechtigkeit in einen Dialog auf gleicher Augenhöhe zu treten.
Insgesamt ist mein Eindruck, dass die öffentliche Resonanz ruhig größer sein hätte können. Die Aktion fand von 10 bis 13 Uhr statt. Womöglich ist es auch dem Ort am Held*innenplatz geschuldet, dass relativ wenige Menschen, und davon vermutlich vor allem Tourist*innen, sich in unsere Nähe verirrten und der tollen Aktion beiwohnten. Jedenfalls war es eine wunderbare Erfahrung und macht Lust auf mehr. Auf dass die Bewegung wachsen und wachsen möge. Denn die Zeit drängt. Bekanntlich haben wir keinen Planet B.
Während wir da so standen, tauchte irgendwann am Rand der Kundgebung eine Gruppe aus Kindern auf, vermutlich eine Schulklasse, die uns beobachtete. Ein Demonstrant zeigte plötzlich auf die Kinder und rief „Whose future? Their future!“ Es gesellten sich dann tatsächlich auch Kinder zu uns und stellten sich beim Denkmal auf. Manche Kinder hielten Protestschilder in die Höhe. Gemeinsam wurden nun Parolen gerufen. Besonders eindringlich war es, als die Kinder riefen: „Whose future? Our future!“ und „Wir sind hier! Wir sind laut! Weil man uns die Zukunft klaut!“
Hintergrund von Fridays for Future ist übrigens der Aktionismus von Greta Thunberg. Sie ist eine schwedische Schülerin, die durch ihre Rede beim Umweltgipfel COP24 einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden ist. Darin kritisiert sie, dass die Regierungen der Welt nicht genug unternehmen, um den Folgen des Klimawandels entgegenzutreten. Sie appelliert leidenschaftlich daran, den zukünftigen Generationen einen lebenswerten Planeten zu hinterlassen. Und Greta Thunberg sagt, dass ein Systemwandel notwendig ist, denn die kapitalistische Wirtschaftsweise richtet mehr Schaden an als dass sie den Menschen menschenwürdige Lebensbedingungen und eine blühende Umwelt bietet. Greta streikt übrigens selbst jeden Freitag mit Protestschild an einem öffentlichen Ort anstatt in die Schule zu gehen. In der Schweiz und an anderen Orten gab es auch bereits größere Demonstrationen von Schüler*innen und Studierenden, die dem Ruf von Greta Thunberg folgen und für Klimagerechtigkeit auf die Straße gehen. Und die Bewegung für Klimagerechtigkeit wächst mit jedem Tag.
Fridays for Future Vienna findet eins auf Facebook.
Hier ein kleiner Videomitschnitt vom heutigen 4. Klimastreik in Wien.
Und die beeindruckende Rede von Greta Thunberg.
Schließlich in einer berührenden Weihnachtsvideobotschaft, die von der jungen Umweltaktivistin Bella Lack initiiert wurde, erheben Kids aus aller Welt ihre Stimme für Klimagerechtigkeit. Ihr gemeinsamer Appell: wir wünschen uns eine Zukunft.
Beitrag veröffentlicht auf Indymedia und Unsere Zeitung